Für viele Gitarristen bedeutet "professionelles Equipment" oft Marshall, Boogie, Fender etc. Wer sich im Rahmen eines Musikstils bewegt, liegt damit m. E. auch richtig.
Wer, wie ich, eine große
musikalische Bandbreite und dabei u.a. auch Covermusik der verschiedensten Genre spielt, muss dabei viel mehr verschiedenste Sounds realisieren z.B.
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Cleansounds, wie die von Fender Deluxe Reverb, Twin Reverb, Bassman, Vibroverb, Dual Showman, Matchless DC-30, Roland
Jazz Chorus,
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Crunch-Sounds, Vintage Style wie von Hiwatt, Vox AC-30, Marshall JTM-45, Plexi Lead oder auch neuere Modelle
etc.
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Overdrive Sounds, wie von Marshall JCM 800, Boogie, Soldano, Bogner
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Hi Gain & Metalsounds wie von JCM 900, Engl, Diezel etc.
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Klangeinflüsse von Speaker-Cabinets mit verschiedenen Speaker-Bestückungen von Fender, Celestion, Boogie etc.
Für mich persönlich würde die Festlegung auf EINEN Original-Amp bedeuten, dass ich in der großen Mehrheit starke
Sound-Kompromisse machen oder (theoretisch) viele verschiedene Amps, Cabinets etc. mitschleppen müßte. Ich bin daher nach einer Gewöhnungs- und Einarbeitungszeit
doch zum Modeling gekommen, da mache ich zwar auch Soundkompromisse, aber lange nicht so stark und große Schlepperei ist damit eh Vergangenheit.
Dabei nutze ich weiterhin normale Gitarren, also keine Modeling Gitarren. Mein Vox Wah-Wah habe ich aus physischen motorischen
Gründen behalten und auf einem Mini-FX Board, das ich nciht immer mitnehme, sind noch ein paar ausgewählte Treter, weil die Modelle im Modeler nicht vorhanden sind. Ansonsten aber kommen
FX-Effekte, Amp-Modelle, Cabinet-, Speaker-, Mikrofon-Simulation, Compressor, Modulation, Delay, Reverb alles aus dem Modeler.
Folgendes Setup:
Zunächst etwas wichtiges beachten: Es besteht ein Unterschied zwischen dem Output eines Gitarrenamps mit Speaker, wie Du ihn
normalerweise auf der Bühne oder im Proberaum hörst und dem Output des Gitarrensignals aus der PA (zusätzlich noch Mikrofon ggf. noch Compressor, Effekte etc.).
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Output-Signal zur PA
Wer in seinem Modeler die gesamte Signalkette modelliert, der sollte den Main-out (XLR) direkt in die PA geben. Der Phones-out geht zum Gitarren-Bühnenamp, der dann ein reiner Monitor
ist.
Beim Profiler ist das etwas anders, weil der nur ein Profil vom Stack macht. Der Kemper hat zwar auch ein paar Effekte, aber das sind keine Models von Originalgeräten. Für Effekte vor dem
geprofilten Stack setzt Du dann Dein FX-Baord ein. Wenn noch Effekte nach dem Stack kommen z.B. Modulation, Delay, Reverb etc., und diese sowohl zur PA als auch zu Deinem Bühnenmonitor gehen
sollen, dann gibst Du das Signal danach über Di-Box in die PA und schleifst an der DI-Box das Signal zurück zum Monitor.
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Gitarren-Monitor
Als Gitarren-Bühnenmonitor könnte man also auch ein Transistorgerät nehmen. Das Ergebnis im Monitor entspricht dann aber einem PA Output des Gitarrensignals, nicht einem
Röhren-Gitarrenstack, das habe ich in verschiedenen Varianten probiert und Lehrgeld bezahlt, Es klingt mitunter trocken und je nach Monitor auch richtig schlecht, wenn auch die Entwicklung
von Modelern/Profilern und dazu passenden Gitarren-Monitoren voranschreitet. Mit hochwertigen Coaxial- bzw. FRFR-Monitoren (Full-Range-Flat-Response) klingt das heute schon ordentlich. Auch
die Hörgewohnheiten von Gitarristen ändern sich.
Ein guter Röhren-Gitarrensound kann sich aber auch anregend und positiv auf die Spielweise des Gitarristen auswirken. Wer daher aus seinem Monitor den Charakter eines echten
Röhren-Gitarrenamps bzw.-stacks will, für den gibt es Aktiv-Endstufen-Monitore für Gitarristen, die aufgrund spezieller Röhrenschaltung und Speakerausführung so konzipiert sind, dass das
Monitor-Ergebnis wieder einem Röhren-Gitarrenstack entspricht. (z.B. Atomic/USA).
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Stereo/Dual Amping, auf der PA-Front und im Gitarren-Monitor
Modeling Outputs sind oft Stereo- bzw. Dual-Amping Signale d.h. da sind entweder Stereo-Effekte dabei (Modulation, Delay etc.) oder es werden verschiedene Ampmodelle auf
Links/Rechts gegeben. Das kann auf der PA-Front effektvoll klingen oder ggf. auch wie zwei Gitarristen.
Wer das nicht nur auf die PA-Front, sondern auch auf die Bühne bringen will, erlebt meist eine Enttäuschung. Man muss zunächst den Aufwand betreiben, zwei einzelene oder einen Stereo Monitor
hinzustellen. Stehen dann die beiden Speaker direkt zusammen, dann läßt sich das Signal fast nicht mehr in Stereo wahrnehmen. Stehen die beiden Speaker weit auseinander, dann erzeugt der
Gitarrist eine Soundwolke und die Bandkollegen beschweren sich in aller Regel, weil die so wichtige Ortung des Gitarrensignals verloren geht.
Für den Monitorsound auf der Bühne ist es also nicht nur ausreichend, sondern auch besser, wenn es aus einer gut ortbaren (Mono-) Quelle kommt.
Aber liebe Kollegen, wer nun denkt, er könne z.B. die Parallel Out Buchsen seiner DI-Box-Eingänge zum Monitor führen und sich dazu - schlau schlau - z.B. ein Stereo-to-Mono Y-Kabel löten und
das Signal zum Monitor zu führen, der erzeugt damit leider auch auf der PA-Front wieder ein Mono-Signal, sowie ggf. Phasenverschiebungen bzw. Frequenzauslöschungen. Also wenn, dann
müssen zwei sauber von voneinander sowie von der PA-Front entkoppelte Signale zum Mono-Signal zusammengeführt werden,
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Kleinmischer
Die Entkopplung von PA-Front und Monitor-Signal geht z.B. über die Monitor-/Phones-/Control-Room-Outs eines Kleinmischers.
Mit einem Kleinmischer hast Du ggf. gleich noch ein paar weitere Vorteile: Zwei unabhängige Lautstärke-Regler für Front-Out und Monitor-Out, so kannst Du die Monitorlautstärke unabhängig vom
Frontsignal regeln und irritierst den FOH-Mensch nicht. Ferner kann man noch weitere Signale in den Kleinmischer geben (akustische Gitarre, Output eines Acoustic Simulators etc.) und braucht
trotzdem nur 2 Kanäle in der Stagebox.
Einige Spezialsten sagen jetzt, man solle das nicht tun, weil der Vorverstärker eines Kleinmischer viel schlechter sei, als der in einem guten Mischpult. Das ist grundsätzlich richtig und
daher würde ich z.B. auch nicht ein Schlagzeug in einem Kleinmischer vormischen. Jedoch ist ein Gitarrensignal vergleichsweise unkritisch hinsichtlich des Frequenzgangs, so dass die
Vorverstärker in guten Kleinmischern vollkommen ausreichen.